Geschichtliche Beschreibung

Ausgebreitet in einer Senke liegt beiderseits des Kupferbaches, nahe der bayerisch-Thüringischen Grenze das Dorf Töpen. Zur gleichnamigen Gemeinde gehören noch Hohendorf, Tiefendorf, der bayerische Teil Mödlareuth, Moosanger, der Königshof und seit 1971 Isaar. Im Dunkel der Geschichte liegen die Anfänge der Besiedlung. Wahrscheinlich ist der Name Töpen slavischer Herkunft und deutet auf eine wendische Gründung hin. Um 1200 dürften die Herren von Tepen als Dienstmannen der Vögte von Weida ins Land gekommen sein und sich nach dem Ort benannt haben. Aber schon verhältnismäßig früh verlieren sich die Spuren dieses Adelsgeschlechtes. Durch verwandtschaftliche Beziehungen geht ihr Besitz etwa in der Mitte des 14. Jahrhunderts an die Familie von Zedtwitz über. Durch Verkauf, Heirat und Teilungen gelangen Güter und Dorf nacheinander auf die Vasmann, von Tettau, von Beulwitz, von Reitzenstein, in späteren Jahrhunderten an von Oerthel, ven Heyritz, von Feilitzsch und von Tettenborn. Diese adeligen Grundherren leisteten meist Militärdienst und konnten deshalb ihren Bestitzungen nicht die Aufmerksamkeit schenken, die für eine rentable Bewirtschaftung nötig gewesen wäre. Durch den Erlaß des königlich bayerischen Gemeindeedikts von 1818 entstand aus dem Steuerdistrikt Töpen die Landgemeine Töpen.

1930 als Kapelle der Pfarrei Gefell in der Hofer Amtsbeschreibung erwähnt, wurde das dem heiligen Martin geweihte Gotteshaus 1528 evangelisch.
Wahrscheinlich um die gleiche Zeit entstand eine Schule, die in der Folgezeit von Handwerkern, ehemaligen Hofer Gymnasiasten und seit 1822 von ordentlichen Lehrern und Kantoren versehen wurde. Von 1786 bis 1789 lebte und wirkte hier der Dichter Jean Paul Friedrich Richter als Hauslehrer in der Familie des Kammerrates und Gutsbesitzers Johann Georg von Oerthel.
1863 bekam das neben der Kirche gelegene Schulhaus ein weiteres Stockwerk und die 2. Schulstelle. 1953 erstellte die Gemeinde den ersten Schulhausneubau im Landkreis nach dem 2. Weltkrieg. 1957 wurde ein dritter Schulsaal angebaut. Im Zuge der Verbesserungen des Volksschulwesens auf dem Lande ging Töpen 1965 mit Isaar einen vierklassigen und 1968 mit Zedtwitz einen sechsklassigen Schulversuch ein. Im Schuljahr 1969/70 wurde im Bereich Töpen, Isaar, Zedtwitz, Münchenreuth (Ortschaft) der Schulverband "Grundschule Töpen" ins Leben gerufen. Anfangs des Schuljahres 1973/74 erfolgte der Zusammenschluß der Schulverbände "Nördliches Regnitztal" und "Grundschule Töpen" zum Schulverband "Bayerisches Vogtland". Im Schuljar 1981/82 wird im Schulhaus in Töpen eine 4. Klasse unterrichtet.

Die Grenzbereinigung zwischen Brandenburg-Bayreuth und Sachsen im Vertrag von Gefell im Jahre 1524 war die Ursache für die schicksalhafte Grenzlage Töpens und die unglückliche Spaltung Mödlareuths nach 1945. Töpen, von 1952 bis 1966 Grenzübergangsstelle nach West-Berlin und in die DDR, lag fast vergessen am Rande der westlichen Welt. Trotzdem weist die Gemeinde stolze kommunale Leistungen auf. So wurde im Norden und Nordosten des Dorfes ein neues Wohnviertel erschlossen, der Wege- und Straßenbau forciert, die Feuerwehr 1969 modernisiert, die Flurbreinigung zwischen 1964 und 1974 durchgeführt und die Kanalisation 1981 abgeschlossen. Nach langwierigen Verhandlungen entstand eine moderne Turnhalle und wurde 1977 ihrer Bestimmung übergeben. Zahlreiche Vereine repräsentieren das kulturelle und gesellige Leben: Die Gesangsvereine Töpen und Isaar, der Musikverein Töpen, der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinden Töpen und Isaar, der Diakonieverein, die Ortsgruppe des VdK, der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt, die evangelische Landjugend, der Kleintierzuchtverein Töpen, die Ortsfeuerwehren, Der Tus Töpen 06 und Ortsvereine von CSU und SPD. Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde 1978 die Gemeinde Töpen neben den Gemeinden Feilitzsch, Trogen und Gattendorf Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Feilitzsch.

Die Jahre 1989 und 1990 brachten die seit dem Ende des zweiten Weltkrieges angestrebte Wiedervereinigung unseres deutschen Vaterlandes. Am 09. November 1989 öffnete sich die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten zunächst für DDR-Bürger, kurz vor Weihnachten durften auch Einwohner der Bundesrepublik den Osten Deutschlands besuchen. In Mödlareuth wurde am 09. November 1989 ein Grenzübergang für Fußgänger eingerichtet und am 17. Juni 1990 fiel die Mauer im bis dahin geteilten Dorf.

Die DDR trat am 03. Oktober 1990 der Bundesrepublik bei. Die Gemeine Töpen lag wieder mitten in Deutschland.

Daten und Fakten zur Geschichte Töpens

Namen:
Töpen aus den Mainwendischen topina, das eine feuchte Niederung, einen Wiesengrund oder Sumpf bezeichnet.
lsaar aus dem Slawischen izzari, es gehört zu den slaw. Rodungsnamen, die das Niederbrennen von Vegetation bedeuten.
Hohen- und Tiefendorf, das hoch bzw. tief gelegene Dorf.
Mödlareuth ist abzuleiten von der slawischen Wortwurzel mudil und bedeutet demnach Rodung am langsam oder schwach fließenden Gewässer.

Erste urkundlich nachweisbare Erwähnung des Namens Töpen am 29. März 1310 - Eberhard und Heinrich von Tepen. Mögliche Gründung durch Sorben bereits vor dem Jahr 1000. Töpen, Isaar, Hohen- und Tiefendorf waren vögtische Lehen. Bis etwa 1370 sind die Herren von Tepen in Töpen ansässig. Ihre Nachfolger sind die Herren von Zedtwitz.
Bedeutend: Peter von Zedtwitz: Teilnahme am Kampf des Burggrafen von Nürnberg gegen den Schwäbischen Städtebund.
Großes Ansehen unter den Adligen des Regnitzlandes, er war in zahlreichen Fällen Bürge, Schiedsrichter und Eideshelfer in Hof, Kulmbach und Eger.
Das bis auf den heutigen Tag blühende Geschlecht der Freiherren und Grafen von Zedtwitz geht letztlich auf Peter von Zedtwitz auf Töpen zurück.
Peter von Zedtwitz erhält am 25.01.1388von König Wenzel von Böhmen ein eigenes Hals- oder Blutgericht verliehen, was nochmals seine exponierte Stellung hervorhob.

1371 überlassen die Vögte Heinrich der Ältere und Heinrich der Jüngere von Gera ihren Anteil am Regnitzland der Krone Böhmen. Töpen war also bis zum Ende des heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 1806 könig. böhmisches Lehen.

Das 16. Jahrhundert ist vor allem die Zeit der Auseinandersetzung und des Kampfes der von Zedtwitz mit den Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach um die Halsgerichtsbarkeit und Steuerhoheit in Töpen.

Im Bauernkrieg von 1524 - 1525 schlossen sich wahrscheinlich einzelne Töpener Bauern dem Saalfelder Haufen an, entgingen aber der Vernichtung des Bauernheeres in der Schlacht bei Frankenhausen in Nordthüringen. Jedenfalls sind keine Strafexpeditionen der fürstlichen Sieger ins Regnitzland bekannt. Das schlimme Schicksal vieler Dörfer und Städte Thüringens blieb Töpen und seinen Nachbarorten erspart. 1527 fahndete man in Töpen nach Wiedertäufern.

Der Dreißigjährige Krieg:
Töpen und seine Nachbarorte wurden von Kriegshandlungen, Plünderungen, Brandschatzungen, Kontributionszahlungen und Epidemien heimgesucht. 1625 Pestepidemie, Pfarrer Theodor SeIb ließ alle Leichen auf der Seite zum Schloß hin begraben und keine einzige zwischen Pfarrhaus und Kirche. Grund - Enge des Platzes und Angst vor Ansteckung. Protest der Schloßherren, daraufhin Anlage eines neuen Friedhofs auf der Gemeindefläche "gegen den Hofer Weg" zu. 1625 Inbetriebnahme des neuen Friedhofes. 1632 81 Begräbnisse.

1633
Epidemie in Isaar, die Toten wurden nicht mehr nach Täpen geschafft, sondern neben dem Schafstall, auf dem Anger, neben dem Schloß und in den Gärten beerdigt.

1635
starben die Einwohner der Schäferei auf der Wustuben (= Königshof). Man begrub sie neben dem Schafstall und in der Nähe des Backofens.

1629, 1634 und 1635 wird von Vergewaltigungen berichtet.

Ab 1630 bis zum Ende des Krieges 1648 brachen Kriegssch recken schlimmsten Ausmaßes über Töpen und die Nachbardörfer herein.

1632
Plünderung des Isaarer Schlosses, Ermordung von 6 Kroaten durch Bauern und Edelleute in Tiefendorf, daraufhin Einäscherung von Hohen- und Tiefendorf durch ein Regiment Kroaten unter Befehl von Oberst Corbus.

1633
Kroaten rauben alles Vieh in Hohendorf und nehmen 2 Adlige gefangen.

1637
Die Inhaber der reußischen Lehen in Töpen, Hohendorf und Tiefendorf schicken nacheinander 2 Boten nach Lobenstein, um ihre Lehen muten (erneuern) zu lassen. Beide erreichen ihr Ziel nicht, sondern werden überfallen und beraubt.

1639
rauben schwedische Reiter die Fattigsmühle aus und erhängen den Müller.

1640
große Truppendurchzüge nach Gefell. Schwedische Soldaten plündern Gefell, Hirschberg und Töpen. In Töpen mußte alles vorhandene Korn ins schwedische Lager geliefert werden. An Weihnachten marschierte die schwedische Hauptarmee durch Töpen und Isaar auf Hof zu.

1641
wird Major Christian von Beulwitz zu Töpen und Oberst Reuschel zu Zedtwitz von den Schweden gefangen genommen. Der Schaden an ihrem Eigentum geht in Tausende von Talern.

1642
treiben kaiserliche und sächsische Soldaten den Bauern in Töpen und in den Nachbardörfern die Schafe weg.

1643
läßt der kaiserliche Oberst Copaun 40 Rinder konfiszieren und Töpen und Isaar plündern.

1644
fallen schwedische Dragoner in die Gegend von Töpen ein, nehmen den markgräflichen Kanzler Urban Caspar von Feilitzsch, Christian von Beulwitz und den Verwalter des oberen Gutes in Töpen gefangen und rauben 80 Stück Vieh.

1650
Viele verkommene und verlassene Bauernstellen in Töpen, Isaar, Hohen- und Tiefendorf

1732
fielen nach dem Tod Gottfrieds von Zedtwitz alle Lehen der von Zedtwitz an die Herren von Beulwitz. Im 18. Jahrhundert verarmen die Güter zusehends, weil ihre Besitzer als Offiziere auf den Kriegsschauplätzen Europas Dienst tun. Viele Einquartierungen belasten nicht nur die Güter, sondern lassen auch die Bevölkerung verarmen. Anfang 1787 - ApriI 1789: Der Dichter Jean Paul ist Hofmeister (Hauslehrer) für Christian Adam von Oerthel in der Familie des Kammerrates von Oerthel. Töpen zur Zeit der napoleonischen Kriege übergang des Markgrafentums Brandenburg-Bayreuth an das Königreich Preußen im Dezember 1791, nachdem Markgraf Alexander von der Regierung zurückgetreten und nach England gezogen war. In Töpen schmückte jetzt der brandenburgisch-preußische Adler die Kirchturmspitze und die Pfarrer nannten sich königlich-preußische Pfarrer. Der Winter 1799/1800 war der strengste seit 4 Jahrhunderten. 1806 am 5. Juli vormittags, reisten Königin Luise und König Friedrich Wilhlem III. von Alexandersbad kommend durch Töpen nach Schleiz. Ende August wurden Teile der „Ansbacher Husaren“ und des Husaren bataillons von Bila in Töpen und seinen Nachbardörfern einquartiert. Im Oktober 1806 fällt das Fürstentum Bayreuth an das Kaiserreich Frankreich, wo es bis 1810 bleibt. Die Töpener werden französische Untertanen. Am 30. Juni 1810 fand die übergabe des Fürstentums Bayreuth an das Königreich Bayern statt.

Befreiungskriege 1813 - 1815:

Truppendurchmärsche und Einquartierungen in den Töpener, Hohendorfer und Tiefendorfer Gütern.
z.B. Am 14. Juni 1814 bekamen die Güter Töpen, Hohen- und Tiefendorf Donkosaken zur Einquartierung. Sie blieben bis zum 16. Juni. Ihre Gesamtzahl betrug 673. Die Verpflegung mußten die Einwohner entweder in Naturalien oder in barem Geld leisten. Die Soldaten stahlen dazu, was ihnen in die Finger kam, vom einfachen Handtuch bis zum Hofhund.
Bis Ende Juni kamen 3.000-4.000 Kosaken durch Isaar und Töpen und marschierten über Schollenreuth zur Plauener Straße. Am 26. Juni 1814 zogen 1.500 Reiter einer nicht näher bezeichneten Einheit von Hof nach Gefeil und rasteten vor Töpen. Im Juli 1814 marschierten etwa 250 französische Offiziere nach Hof. 1.600 französische Soldaten passierten bis zum 30. Juli 1814 das Dorf Töpen.

Am 13. Dez. 1814 brannten in Asch 167 Häuser nieder. Das Feuer sah man sogar in Töpen, rückte mit der Feuerspritze und 20-25 Mann aus, fuhr nach Hof, kehrte aber um, als man erfuhr, wo es brannte.

1810/11 die bayerische Regierung läßt in den neuerworbenen Provinzen (z.B. Fst. Bayreuth) den Grundbesitz nach Größe und Abgabelasten in sog. Steuerfassionen erfassen. In den Dörfern Töpen, Isaar, Hohendorf, Tiefendorf und Mödlareuth werden erstmals gründliche und umfassende Auflistungen über jeden Grundbesitz gemacht. Diese Fassionen bilden die Grundlage für die Mitte des 19. Jahrhunderts angelegten Katasterpläne.

Am 20. Mai 1818 tritt die königl. bay. Verordnung über „die künftige Verfassung und Verwaltung der Gemeinden im Königreiche betreffend“ in Kraft.
Töpen bildete mit Hohendorf und Tiefendorf eine sog. Ruralgemeinde. Hohen- und Tiefendorf besaßen kein eigenes Gemeindevermögen und keine eigenen Gemeinderechte, außerdem gehörten sie zum Pfarrsprengel Töpen, und die Kinder gingen in Töpen zur Schule (mit einer zeitlich begrenzten Ausnahme für Tiefendorf, wo die Schüler eine sog. "Winterschule" besuchten). Das seit 1810 geteilte Dorf Mödlareuth schickte seine Kinder in die Dorfschule im reußischen Teil des Ortes. Der bay. Teil gehörte zur polit. Gemeinde Töpen. Die Einwohner gingen in Töpen zur Kirche.

Der prominenteste Durchreisende jener Zeit war Johann Wolfgang von Goethe. Zwei kurze Aufenthalte notierte der Dichter in sein Tagebuch, obwohl anzunehmen ist, daß er Töpen öfter passierte. 1811 fuhr er von Hof kommend nach Schleiz und führte in Töpen "mit dem bay. Mauthrendanten" (Zollgeldeinnehmer) eine angenehme Unterhaltung über ein "wunderliches bay. landesherrliches Zeichen in Form einer Lanze", das Goethe nicht zu deuten wußte. 1812 auf der Hinfahrt fiel ihm der "artige Mauthinspektor zu Töpen" auf.

1831 errichtete der bay. Staat in Töpen eine Quarantänestation an dem wichtigen Grenzübergang zum Fürstentum Reuß, um zu verhindern, daß aus Norddeutschland die gefürchtete Cholera nach Bayern eingeschleppt wurde. Die Regierung errichtete Gebäude im Wert von 23.000 Gulden und stationierte vom 13. Bay. Infanterieregiment 46 lnfanteristen und 4 Kavalleristen in Töpen, um die Grenze abzusichern gegen illegale übertritte. Reisende mußten anfangs 40, später 5 Tage in Quarantäne bleiben. Da auf reußischer Seite inzwischen in Hirschberg und auf preußischer in Gefell Kontumazanstalten eingerichtet worden waren, war die Töpener Station überflüssig geworden und die hölzernen Gebäude auf dem Leitenacker zwischen der alten Schleizer Straße (Maut) und dem Mödlareuther Weg wurden geschlossen und im November 1832 für 1.500 Gulden versteigert. Als Folge der Revolution von 1848 gingen die adligen Güter in unserem Gemeindebereich aller ihrer Vorrechte verlustig. Pächter oder Eigentümer konnten nicht mehr rentabel wirtschaften, verschuldeten sich und mußten schließlich an Spekulanten verkaufen, die den Besitz zerschlugen, die Felder parzellierten und an Bauern veräußerten.

Quelle: Karl Benker