Geschichtliche Beschreibung zum Dorf Isaar

Nordwestlich von Hof an der Verbindungsstraße von Töpen nach Joditz liegt das Dorf Isaar, heute zur politischen Gemeinde Töpen gehörig. Seine siedlungsgeograflsch günstige Lage auf dem Hirschberger Sattel am nördlichen Ende einer holozänen Talmulde, die ihren Anfang nördlich der Fattigsmühle nimmt, hat schon frühzeitig neben Töpen eine zweite Rodungsinsel entstehen lassen. So gehört der Ortsname Isaar zu den appellativischen slavischen Rodungswörtern der ältesten Namensschicht (etwa 9. bis 10. Jahrhundert) und bezeichnet das Niederbrennen von Vegetation (hier: Wald). 1)

Die Siedlung lag im Regnitzland, das seinerseits Bestandteil der wahrscheinlich von Karl dem Großen gegründeten Grenzmark gegen die Sorben, des sog. Limes Sorabicus, war. Die große deutsche Landnahme setzte um 1100 ein. Bauern aus dem Mainfränkischen zogen vom Obermain über das Fichtelgebirge und den Frankenwald in das Land um Hof und Plauen.
Als nach dem Aussterben der Markgrafen von Giengen-Vohburg 1209 Herzog Otto 1. von Meranien das Regnitzland vom Reich zu Lehen erhielt, traten in seinem Gefolge die Vögte von Weida auf, denen es gelungen war, die Vogteirechte (hohe Gerichtsbarkeit, Besteuerungsrecht und Schutz der Kirche) über das Regnitzland als Reichsafterlehen an sich zu bringen. In den Wirren des lnterregnums in Deutschland (1254-1273) übten die Vögte von Weida landesherrilche Rechte im Regnitzland aus.
Durch Famillenverträge wurden die Hofer Lehen unter den mittlrnweile entstandenen drei Vogtslinien Gera, Plauen und Weida aufgeteilt. Isaar war zu dieser Zeit (13. Jahrhundert) Plauener Besitz. Während Heinrich XIV. von Weida 1373 seine Lehen im Regnitzland und die Stadt Hof an den Nürnberger Burggrafen, Friedrich V. von Zollem, verkaufte, behielten die Herren von Pfauen ihre Lehen im Regnitzland bis 1466. In diesem Jahr wurde Heinrich II. von Plauen in die Acht erklärt und die Wettiner mit der Vollstreckung beauftragt. Von dem Zeitpunkt an gehörte Isaar, wie die gesamte Herrschaft Plauen, endlich vollständig zum Kurfürstentum Sachsen.
Die erste urkundliche Erwähnung lsaars geschieht relativ spät am 19. November 1412. Die Brüder Conrad, Erhard und Heinrich von Zcedewicz besaßen demnach ein Vorwerk in Isaar mit allem was dazugehört und einige Mark Geldes. 2)

Die Herren von Zedtwitz waren nun bis weit ins 16. Jahrhundert Grundherren des Dorfes.
Am 18. November 1413 wurde die Belehnung des Heinrich von Zcedewicz zu Neuberg (bei Asch) mit dem Dorf Isaar, "wie es sein Vater gehabt hatte", beurkundet.3)

Friedrich der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, gab am 1. Januar 1437 Curd von Zcedewicz dem Älteren Dorf und Voiwerk Isaar zu Lehen und dessen Frau Mechtilde zum Leibgedinge.

Curd von Zcedewicz hatte diesen Besitz vorher von einem Vetter gleichen Namens zu Hirschberg gekauft.4)
1473, am 1 1. Februar, gab Erhart von Czedewitz (die Schreibweise des Namens ändert sich) auf Isaar dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg die Anerkenntnis über den Empfang eines wüsten Hofes zu Schlegel, den er von seinem Vater Cunz von Czedewitz gekauft hatte.5)
Schlegel war im Gegensatz zu Isaar brandenburgisches Lehen.
Erhart von Zcedwitz wird im selben Jahr, am 7. September, zusammen mit seinem Vater, Cuntz von Zcedwitz, mit Gütern in Gefell, Blintendorf, Ullersreuth, Venzke und Dobareuth belehnt, außerdem leihen ihm Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen das Voiwerk mit 12 Gütern in lsaar, die vorher sein Vater besessen hatte.6)

König Wiadislaus von Böhmen (1471 - 1516) lieh den Brüdern Heinrich und Dietrich von Peu!witz (Beulwitz) am 21. Dezember 1480 das Schloß und den Markt Hirschberg mit den Ober- und Niedergerichten sowie den sonstigen Zugehörungen (Bauemgüter) in Ullersreuth, Rothenacker, Mödlareuth, Spielmes, Blintendorf und Isaar. Vorbesitzer war Cunz von Zcedewitz, der seinen Besitz an die oben genannten Beulwitzer Herren verkauft hatte. 7)

Die Herren von Zedtwitz behielten aber Rittersitz und Voiwerk Isaar weiterhin, denn ein Lehensbrief, ausgestellt am 15. August 1484 in Dresden, besagt, daß Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen den Brüdern Lorenz, Hans und Cunz von Zcedwitz und ihrem Großvater Cunz von Zcedwitz ein Voiwerk und 12 Güter in Isaar zu rechten Gesamt/ehen gegeben haben.8)

Besonders deutlich werden die lehens- und !andesherrlichen Verhältnisse in Isaar im "Landtpuch über die Stat und das Ambt zum Hof soweit das reinicht...." aus dem Jahre 1502 dargestellt. In diesem nach böhmischem Muster eingerichteten Verzeichnis über gerichtliche Akte, besonders über Besitzveränderungen, besaßen in Isaar Cunz und Hans von Zedtwitz einen Sitz (befestigtes Schloß) mit einem Vo,werk und 12 Güter, die herzoglich sächsische Lehen waren, 1 Gut hatte Jobst von Feilitzsch und 3 Güter waren böhmische Lehen. Der Vermerk des Landschreibers "vermeinen die herzogischen, das Gericht darauf zu haben" und der Zusatz "Das Halsgericht gehört geim Hofe, ist der herrschaft" lassen die strittigen Herrschaftsansprüche zwischen Brandenburg-Kulmbach und Sachsen deutlich werden. Den Pfaffenscheffel, eine große Getreideabgabe an Korn und Hafer, die wahrscheinlich zu Zeiten der Kolonisation des Landes von den damaligen Grundeigentümern an den "Pfaffen" nach Hof abgeführt werden mußte, entrichteten in Isaar 1502 Cunz von Zedtwitz, Eberhart Oltsch, Cunz Walter, Nickl Ketzl, Hans Reuß, Heinz Kobas, Simon Rötl, Nickl Walther, Eberlein Mertz, Hans Mertz und Hans Raumensta!.9)

Der im Landbuch 1502 genannte Cunz von Zediwitz wird im Februar 1511 von Kurfürst Friedrich dem Weisen und dessen Bruder Johann, dem späteren Kurfürsten Johann dem Beständigen, nach Jena zu einer Beratung der Stände geladen. Wie aus dem Text weiter heivorgeht, gehörte Cunz von Zedtwitz auf Isaar zum Amt Plauen.10)

Am 21. September 1524 schlossen Kurfürst Friedrich der Weise und sein Bruder, Herzog Johann von Sachsen, mit den Markgrafen Kasimir und Georg von Brandenburg einen Vertrag zu Gefell, der die vorausgehenden langjährigen Streitigkeiten um Gerichte, Zinsen, Lehen und Geleitrechte regeln sollte. Dabei wurde eine Reihe von Dörfern ausgetauscht. An das Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach kamen die bis dahin sächsischen Orte Isaar, Regnitzlosau, Trogenau, Nentschau, Kirchgattendorf, Gumpertsreuth, Hartmannsreuth, Trogen, Kautendorf, Schwarzenbach/ Wald, Bemstein, Schloß Gattendorf und Reitzenstein. Isaar wird dabei beschrieben als ein Rittersitz mit Vorwerk und 12 Mannen, mit Lehen und einem Pferd Ritterdienst, d.h. der jeweilige Lehensinhaber mußte im Kriegsfall ein gerüstetes Pferd steIlen. 11)

Nach dem Tod des Cunz von Zedtwitz erbten seine Söhne Sigmund Magnus und Gregorius von Zedtwitz das Vor,.‘erk zu Isaar mit 13 Gütern und ließen sich darüber von ihren neuen Lehens- und Landesherren, den Markgrafen Kasimir und Georg von Brandenburg, einen Lehensbrief, datiert auf den 27. Dezember 1529, ausstellen.12)

In dem Revers der beiden Brüder an die Markgrafen werden zum ersten Mal Bauern genannt, die auf den Gütern sitzen. Es sind dies Hanns Lehenner, Hans Motz, NikI Kotzol, Schneider, Contz Rank, Jörg Gulnor, Jobst Frank und Nikl Motz. Die fünf Herbergen, das waren kleine bäuerliche Anwesen mit wenigen Grundstücken, deren Besitzer neben dem meist schriftlich fixierten Frondienst dem Lehensherm jederzeit auf Verlangen zur Verfügung stehen mußten, bewirtschafteten Friedrich Walter, Erhard Walter, Franz Wolscher, Hans Huntscholl und Hans Schneider.13)

Am Mittwoch nach St. Veit (15. Juni) 1532 anerkannte Simon Mang von Zedtwitz die hohe Gerichtsbarkeit des Markgrafen Georg von Brandenburg. Offenbar in Unkenntnis der Rechtslage nach dem Ubergang von Sachsen an Brandenburg hatte Simon Mang von Zedtwitz den Erhart Humsell in der Kirche zu Isaar vermutlich wegen einer Gesetzesübertretung gefangengesetzt, um ihn anschließend durch sein Gericht aburteilen zu lassen. Der Inhaftierte aber starb in diesem ungewöhnlichen Gefängnis. Die Landesherrschaft untersuchte den Fall und veranlaßte Simon Mang, dem "Landsfürst und fraischherrn" und der Ehefrau des Verstorbenen 1 Gulden Buße zu zahlen. 14)

1540 wohnten unverändert dieselben Hintersassen auf den Gütern und Herbergen wie im Jahre 1529. Neu erbaut wurden in der Zwischenzeit zwei Sölden, auf einer davon wohnte der Schäfer. 15)

Sölden oder Selden waren kleinere Anwesen mit Gartenland, wenig Vieh und geringem Anteil an der Allmende, aber meist ohne genügend Ackerland. Söldner oder Seldner waren daher gezwungen, in der Regel als Taglöhner oder in einem Gewerbe zu arbeiten. 1580 ging Isaar nach dem Tod des Gregor von Zedtwitz an seinen Sohn Sigmund Magnus von Zedtwitz über. Auf den 14 Gütern wirtschafteten Gilg Lehener, Hans Walter, Linhardt Prühschwein, Hanns Schleicher, Nickl Rohmer, Urban Walter, Hans Schmidt, Lampert Rauh, Hans Narr, Cunz Walter, Matthes Steinhäuser, Fabian Schätzer, Hans Mertz und Nickel Walter. 1 Sölde war neu gebaut, die andere vom Schäfer bewohnt. Das Vorwerk gehörte Nickel Windisch und ein weiterer Hof Hans SchnabeL Hans Schleicher saß auf einer Herberge, welche Gregor von Zedtwitz von Woff von Thanndorf gekauft hatte. Drei Herbergen halte Sigmund Magnus von Zediwitz von Hans Ernst von Fellitzsch erworben. Sie waren im Besitz von Erhard Hager, Caspar Niclas und Nickel Prentel. 16)

Im Jahre 1603 trat Markgraf Christian die Herrschaft im Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach an, infolgedessen mußten für den Adel neue Lehensbriefe ausgestellt werden. Sigmund Magnus von Zedtwitz bestätigte den Empfang des erneuerten Lehensbriefes am 3. April 1606 in einem Revers. 17)

Der "wohl edle und veste Sigmund Mang von Zedtwitz uff Isaar" starb am 23. November 1632 im Alter von 75 Jahren und wurde am 2. Dezember in seinem Erbbegräbnis in der Kimhe zu Isaar "christlich und adeligen Gebrauchs" bestattet. 18)

Sigmund Mang war derletzte aus dem Geschlecht der Zedtwitze, der Isaar besaß. Seine Söhne Georg und Adam waren 1595 und 1596 bereits verstorben. Da die Geburt eines männlichen Erben aus dieserLinie der Zedtwitze nicht mehr zu erwarten war, hatte der markgräflich brandenburgische Geheime Rat, Kanzler und Lehenrichter Urban Caspar von Feilitzsch bereits am 28. September 1615 ein Expectanz-Decret (Anwartschaftszusage) auf dieses Gut erhalten und 1622 die fürstliche Zusage erlangt, es ihm als Söhn- und Töchterlehen zu verleihen. 19)

Nach dem Tod des Sigmund Mang von Zedtwitz fiel Isaar mit seinen Zugehörungen dem Lehensherrn Markgraf Christian heim, der den Güterkomplex bereits am 28. November 1632 Urban Caspar von Fellitzsch durch einen umfangreichen Lehensbrief übereignete. Ihm ist zu entnehmen, daß alle 14 Güter, 2 Sölden, 4 Herbergen und das Voiwerk mitten im Dreißigjährigen Krieg bewohnt waren. Das Vorwerk (Gut) besaß die Kanzleischriftsässigkeit, d.h. das Privileg, schon in der 1. Instanz sein Recht vor dem höchsten Gericht zu nehmen, und konnte als Söhne- und Töchterlehen auch auf die Töchter vererbt werden, dann mußte allerdings ein männlicher Lehensträger gestellt werden, der den schuldigen Ritterdienst zu leisten hatte. Den Inhabern der Isaarer Lehen war es auch gestattet, das Gut ihren Frauen als Leibgedinge, d.h. zur Nutznießung auf Lebenszeit, zu überlassen. Wichtigstes Recht aber war die Ausübung der Gerichtsbarkeit. Ober- und Untergericht, wie in Förbau und Schwarzenbach/Saale, waren auch in Isaar im Besitz des Urban Caspar von Feilitzsch.20)

Der Flurname "Galgen" unmittelbar nördlich des Dorfes erinnert heute, als einziges Rellkt aus jener Zeit, an die Richtstätte vergangener Jahrhunderte. Als das Gut 1855 verkauft und zerschlagen wurde, soll noch ein prachtvoll geschnitzter Gerichtsstuhl vorhanden gewesen sein, der neben anderem, wertvollem inventar leider verloren ging.
Der Dreißigjährige Krieg brachte, wie in vielen Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Hunger, Elend und bittere Not über Isaar. Besonders der schwedische Krieg (1630 - 1635) und der schwedischfranzösische Krieg (1635 - 1648) hinterließen an den Gebäuden furchtbare Zerstörungen und verursachten in der Bevölkerung eine sittlich-moralische Verrohung. So brannte am 1. Mai 1620 der ganze Ort samt dem Schloß ab. Holk‘sche und Friedländische Reiter (kaiserliche Truppen) drangen am 22. Oktober 1632 in das Schloß Isaar ein, erbrachen die uralte Registratur und vernichteten wertvolle Archivallen, die man in den Hussiteneinfällen (1420 - 1434) und während des Albertinischen Krieges (1553 - 1556) vor plündernder Soldateska gerettet hatte. 21)

Zwischen Weihnachten und Silvester 1640 zog der schwedische General Banner mit seinem Stab von Gefell nach Hof. Seine Soldaten begingen in Isaar und anderen am Wege liegenden Dörfern ärgste Gewalttaten. 22)

Am 1. Oktober 1642 trieben 4 Regimenter Kaiserliche und Sachsen unter Generalwachtmeister Achilles von Soije die Schafe weg.23)

Knapp ein Jahr später am 1. Juli 1643 ließ der kaiserliche Oberst Copaun auf dem Ritt nach Lobenstein 40 Rinder konfiszieren und das Dorf plündern. 24 )

1644 konnten die von den Schweden geforderten Kontributionsgelder wegen der im Lande herrschenden großen Armut nicht aufgebracht werden. Daraufhin fielen 150 schwedische Dragoner aus Ziegenrück in die Gegend um Töpen ein, nahmen den markgräflichen Kanzler Urban Caspar von Feilitzsch, den Major Christian von BeuIwitz, Amtmann in Lichtenberg, und den Verwalter von Töpen gefangen und raubten 80 Stück Vieh. 25)

1633 wütete eine nicht näher bekannte Epidemie in Isaar, der etwa 15 Bewohner zum Opfer fielen. Wegen der unsicheren Kriegszeit wurden die Verstorbenen nicht auf dem Friedhof in Töpen bestattet, sondern in ihren Gärten, im Schafstall, auf dem Anger und neben dem Schloß.26)

Die verheerenden Schäden, die der Krieg hinterließ, sind in einem Lehenbrief aus dem Jahr 1650 für die Geschwister Urban Jacob von Leineck und Margaretha Barbara von Stein, beide Enkel des Kanzlers Urban von Feilitzsch, dokumentiert. So lagen von den 14 Gütern fünf wüst, außerdem war das Voiwerk unbewohnt und begann zu verfallen.27)

Hinsichtlich der Besitzverhältnisse des Gutes und des Dorfes Isaar ist es merkwürdig, daß nach dem Tode des markgräflichen Kanzlers Urban Caspar von Feilitzsch im Jahre 1649 die Lehen bis Ende des 18. Jahrhunderts immer auf Töchter vererbt wurden. In diesen Fällen mußten aber sog. Lehensträger gestellt werden, die den Ritterdienst leisteten und das Lehen für die Töchter in Empfang nahmen. So empfingen am 18. Juni 1650 die Enkel des Kanzlers von Feilitzsch, Margaretha Barbara von Stein, geb. von Leineck, und ihr Bruder Urban Jacob von Leineck als Mitbelehnter, Isaar von ihrem Lehensträger Joachim von Varell. Am 6. Sept. 1684 nahm Christian Erdmann von Leineck für sich und Herrn Lorenz von Stein, brandenburgischen Geheimrat und Amtshauptmann von Wunsiedel, als Lehensträger seiner Tochter Erdmuthe Sophie von Stein, das Voiwerk Isaar mit allem, was dazugehört, in Besitz. Erdmuthe Sophie von Stein war verheiratet mit Erdmann Freiherrn von Stein auf Emtmannsberg, Rupperts, Ost- und Nordheim, hochfürstllch brandenburgischem Hofrat, Kammerjunker, Landeshauptmann in Hof und Erbtruchseß des Burggrafentums Nürnberg. Nach dem Tod ihres Vaters Christian Erdmann von Leineck erhielt 1686 ihr Ehemann als Lehensträger Isaar zu Söhn- und Töchtedehen.28)

Die Söhne aus dieser Ehe starben sehr jung, so daß die beiden Töchter die Güter erbten. Katharina Sophia von Stein heiratete Ludwig Friedrich Grafen von Schönburg und Eleonore Magdalena von Stein ehelichte 1718 Otto Wilke Freiherrn von Bodenhausen. 1727 erhielten beide Schwestern durch Ludwig Friedrich Grafen von Schönburg, dem Gemahl Katharina Sophias, Isaar mit aller Zugehörung. Dabei ist es interessant, die Namen der Inhaber der jeweiligen Bauemstellen zu erfahren: Von den 14 Gütern lagen 5 öde, die übrigen 10 hatten Hans Klug, Hans Heinrich Klug, Erhard Mergner, der Schmied Hans Erhard Reuther, Heinrich Rauh, Hans Brühschwein, die Witwe des Hans Nicol Wolf, Hans Simon Petz, Hans Lang und Erhardt Nicol Windisch. Auf den beiden Sölden, das waren Afterlehen, die dem Besitzer eines ganzen oder halben Hofes zur Belehung unterstanden, wirtschafteten Matthes Schlupper und Georg Leidel. Nicol Schlott, Peter Rödel, Adam Hofmann und Georg Müller bewohnten die vier Herbergen, das waren Achtelhöfe, die ausreichten, um die Familien zu beherbergen und zu ernähren. Ohne Grundstücke und Rechte außerhalb der Trüpf waren Hans Theeg, Johann Jobst Frank, Hans Gösnitzer der Jüngere, Hans Reuther, Paul Flessa, Hans Schlod, Georg Hager und Georg Zelleisen als Inhaber der acht Trüpfhäuser. Eine halbe Herberge, 1688 errichtet, besaß Caspar Neubauer, genannt Fränkel.29)

Nach dem Tod des Lehensträgers Ludwig Friedrich von Schönburg wurden die Schwestern Katharina Sophia von Schönburg und Eleonora Magdalena von Bodenhausen am 17. Januar 1737 durch ihren neuen LehensträgerAlbert Car! Friedrich Graf von Schönburg, dem Sohn der erstgenannten, erneut mit lsaar belehnt.30)

Die Tochter von Eleonora Magdalena von Bodenhausen, Charlotte Wilhelmine Eleonore, wurde am 13. August 1743 mit dem königlich preußischen Kriegsminister und Gesandten beim Ständigen Reichstag in Regensburg, Erich Christoph Edlen von Plotho vermählt. Er besaß neben seinen brandenburgischen Lehen auch Zedtwitz, Joditz und die Schwarzenbacher Kirchen!ehen. Er starb 1758 und wurde in Schwarzenbach/Saale begraben.31)

Seine Ehefrau erbte 1762 nach dem Tode ihrer Mutter Eleonore Magdalena von Bodenhausen, die Töchterlehen und empfing 1769 aus der Hand ihres Lehensträgers, Christian August von Beulwitz, das Vorwerk Isaar mit aller Zugehörung, das dortige Oberger!cht, die Gemeindeherrschaft sowie die hohe Jagd im Leuchtholz und auf der Isaarer Feldmark.32)

Nach dem Ableben seiner Mutter, Charlotte Wilhelmine Eleonore Edle von Plotho, kam am 26. August 1780 Otto Ludwig Edler von Plotho in den Besitz von Isaar, mitlehnt waren seine Geschwister Eleonore Louise und Wilhelm (auch Wilcke genannt) Friedrich von Plotho. Wenige Jahre vor dem Übergang des Markgrafentums Brandenburg-Bayreuth an das Königreich Preußen war Isaar ein Söhn- und Töchterlehen, besaß die Kanzleischriftsässigkeit sowie Ober- und Niedergericht. Die Lehensinhaber übten die hohe Jagd im Leuchtholz und auf der Isaarer und Joditzer Feldmarkung aus und waren im Besitz der Gemeindeherrschaft in Isaar und Joditz. Als Angehörige der vogtländischen Ritterschaft waren sie den Verträgen von 1626 und 1662 abgeschlossen zwischen dem Markgrafen und der Ritterschaft, verpflichtet.33)

Nach dem Verzicht des letzten Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg auf die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth am 2. Dezember 1791 nahm Fürst Hardenberg die beiden Markgrafentümer für König Friedrich Wilhelm 1!. von Preußen in Besitz. In der preußischen Ära versuchte Otto Ludwig von Plotho, der inzwischen zum preußischen Kammerherrn avanciert war, drei Fronherbergen in Isaar zu zerschlagen, zum Hofbau seines Rittergutes zu ziehen und die auf den drei Höfen haftenden Fronen auf die übrigen Fronherbergsbesitzer abzuwälzen. Diese Handlungsweise von Plothos hatte 1803 eine Beschwerde der betroffenen mediaten (mittelbaren) Untertanen bei der preußischen Regierung zur Folge. Die mit der Untersuchung beauftragte Kriegs- und Domänenkammer in Bayreuth interessierte dabei vor allem, ob durch die Einverleibung der drei Bauemgüter in den Hofbau des Rittergutes landesherrliche Steuern entzogen worden waren. Den übrigen Fronherbergsbesitzem wurde geraten, wegen der zusätzlich aufgebürdeten Fronarbeiten den Rechtsweg zu beschreiten.34)

Im Oktober 1806 marschierten napoleonische Truppen in das Fürstentum Bayreuth ein, die preußischen Kontingente zogen sich Richtung Schleiz zurück, und Preußen wurde im Tilsiter Frieden gezwungen, BrandenburgBayreuth an Frankreich abzutreten. Die französische Besetzung dauerte bis 1810. In dieser Zeit änderte der höchste französische Zivilbeamte in Bayreuth, Camille de Toumon, nichts an der vorbildlichen preußischen Verwaltungsstruktur. Als am 30. Juni 1810 das Fürstentum Bayreuth von dem ehrenwerten Intendanten de Toumon dem König von Bayern übergeben wurde, hatte die Bevölkerung wieder einen deutschen Souverän. Die bayerischen Finanzbehörden gingen als erstes daran, sog. Fassionen oder Steuerbekenntnisse zu erstellen. In Isaar wurden die Deklarationen der Besitzer der einzelnen Bauemstellen und des Gutes vom 24. März bis 4. April 1811 als Steuerbekenntnisse für den Steuerdistrikt Töpen aufgeschrieben. Sie enthalten wertvolle Angaben über die Namen der Einwohner, die Höhe der Zinsen, Steuern, Fron, Naturalabgaben, Notierungen über die Bauart der Häuser, Größe der Äcker, Wiesen und Teiche, Herkunft und Kaufpreis des Besitzes, auch die Art der Unterschriftsleistung gibt wertvolle Hinweise auf die kulturellen Verhältnisse im Dorf.
Es bestanden neben dem Vorwerk 1 halber Hof, 1 Mühle mit Gütlein, 6 Erbgüter, 1 Gütlein, 1 Frongut, 1 Fronund Zinsgut, 6 1/2 Fronherbergen, 1 Erbherberge (Schmiede), 13 Trüpfhäuser und 1 Gemeindehaus. Die soziale Gliederung der Besitzer der Isaarer Anwesen war folgende:

1 Rittergutsbesitzer und Kammerherr,
15 Bauern,
2 Weber (davon 1 Webermeister),
1 Schmiedemeister,
1 Büttnermeister,
1 Schneidermeister,
1 Müllermeister,
1 Richter,
1 Schäfer,
4 Handarbeiter (= Tagelöhner),
5 Witwen, bei denen keine Berufsangabe gemacht wurde.

Von den Gebäuden waren 3 aus Stein (Rittergut, Kirche, Mühle), 8 halbgemauert, 1 aus Stickeiwerk (Gemisch aus Lehm, Tierhaaren und Häcksel) und 22 aus Holz gebaut. 3 Personen waren Analphabeten, konnten also keine Unterschrift leisten.

Von Interesse dürften die Namen der in den Steuerbekenntnissen aufgeführten Isaarer sein:
Otto Ludwig von Plotho, Nicol Müller, Johann Heinrich Klug, Johann Nicol Mehringer, Johann Nicol Klug, Eva Rauh, Christina Veronica Johanna Wunderlich, Friedrich Knieling, Anna Rosina Klug, Johann Christoph Klug, Marianne Christina Keilhack, Johann Heinrich Egelkraut, Johann Caspar Dick, Johann Adam Woff, Anna Sophia Klug, Johann Jakob Rau, Johann Matthäus Mehringer, Johann Nikolaus Wunderlich, Johann Flessa, Johann Adam Kießling, Johann Nicol Rödel, Johann Adam Schignitz, Adam Schnabel, Johann Erhardt Beier, Johann Adam Römer, Georg Müller, Johann Wolfgang Beier, Johann Müller, Johann Fiedler, Johann Erhard Mehringer.35)

Als weitere Maßnahme der bayerischen Behörden wurden sog. Ruralgemeinden (Landgemeinden) aufgrund des Gemeindeedikts von 1808 eingerichtet, das nach der Verfassungsgebung am 18. Mai 1818 im selben Jahr von einer erneuerten Gemeindeordnung abgelöst wurde. Unter bayerischer Herrschaft entstand also in Isaar Schritt für Schritt eine politische Gemeinde. Das Rittergut lsaar mit seinen Pertinenzien war gegen Ende des 18. Jahrhunderts stark verschuldet. Das hatte seinen Grund in erster Linie in der herkömmlichen Lehensverfassung. Der Besitzer eines Gutes durfte ohne Zustimmung seines Lehensherm nicht die geringste Veränderung mit seinen Grundstücken vornehmen. Die Erlaubnis hierfür zu erlangen, warl angwierig und mit großen Kosten verbunden. So verkaufte auch Otto Ludwig von Piotho 181 1 lsaar an den weimanschen Kammerjunker Georg Heinrich Lazarus von Feilltzsch auf Münchenreuth und Heinersgrün. 1832 ließ die Herrschaft das alte, baufällige und seitJahrzehnten nicht mehr bewohnte Herrenheus (cestrum) abreißen. 1848 wurde durch Gesetz die standes- und gutsherrliche Gerichtsbarkeit, alle Naturaifrondienste, die Erhebung des Besthauptes, der Blutzehnt, der Neubruchzehnt, der Kleinzehnt und alle rein persönlichen nicht auf Grund und Boden haftenden Abgaben aufgehoben. Laut Kaufvertrag vom 17.03.1852 erwarb das Rittergut Isaar der kgl. Kammerjunker und Kürassierleutnant Camillo von Beulwitz aus München, ein Enkel des Otto Ludwig von Plotho. Bereits drei Jahre später versuchte der neue Besitzer, das Gut zu veräußern. Es gelang ihm aber nicht, mit Hufe der Güterhändler Letsche, Hanke und Ludwig aus Halle den Isaarer Gutskomplex zu zerschlagen. Camillo von Beu!witz verkaufte deshalb das Rittergut, laut Kaufvertrag vom 15.06.1855, an zehn Isaarer Bauern, nämlich Erhard Klug, Heinrich Mergner, Johann Heinrich Mergner, Nikolaus Mergner, Simon Mergner, Georg Nikolaus Klug, Georg Dick, Johann Müller, Heinrich Klug und Müllermeister Benkert von der Fattigsmühle, für 95500 fI. Die 785 Tagwerke 38 Dezimal Gesamtbesitz des Gutes wurden in 272 Parzellen zertrümmert, die dazu dienten, die eigenen Flächen und die der übrigen Bauern zu arrondieren.36)

Die politische Gemeinde Isaar hatte über eineinhalb Jahrhunderte Bestand. Die Bürger gaben im Zuge der bayerischen Gemeinde- und Gebietsreform am 30. Dezember 1970 freiwillig ihre Selbständigkeit auf, und Isaar ist seit dem 01. Januar 1971 Teil der Gemeinde Töpen.



Bild: Historische Flurkarte des Ortes Isaar aus dem Jahr 1856


Anmerkungen

1) Schütz, Joseph, Frankens mainwendische Namen, München 1994, S. 84
2) Curt von Raab, Nachträge zu den Regesten zur Orts- und Familiengeschichte des Vogtlandes, 1. und II. Band, Nr. 13, Plauen 1900
3) Curt von Raab, Nachträge, I. und II. Band, Nr. 13
4) Curt von Raab, Regesten zur Orts- und Familiengeschichte des Vogtlandes, I. Band, Nr. 356, Plauen 1893
5) Curt von Raab, Nachträge, I. Band, Nr., 70
6) Curt von Raab, Regesten, I. Band, Nr. 890, 891
7) Curt von Raab, Nachträge,I. Band, Nr. 84
8) Curt von Raab, Regesten, I. Band, Nr. 1044
9) Stadtarchiv Hof, M 221, Landbuch Hof, 1502
10) Burkhard, Landtagsakten, Band I, S. 83 und 142
11) Meyer, Christian, Quellen zur Geschichte der Stadt Hof, Hof 1896, S. 159
Curt von Raab, Regesten, II. Band, Nr. 364
Longolius, Sichere Nachrichten .., Hof 1751, 1. Teil, S. 213 ff.
12) Curt von Raab, Regesten, II. Band, Nr. 437 und 438
13) Staatsarchiv Bamberg, Rep. A 175, Nr. 3653, Fach 942
14) Stadtarchiv Hof, M 221, Landbuch Hof, 1502
15) St. A. Bbg., Rep. A 175, Lade 942, Nr. 3654
16) St. A. Bbg., Rep. A 175, Lade 942, Nr. 3657
17) St. A. Bbg., Rep. A 175, Lade 942, Nr. 3658
18) Pfarrarchiv Töpen, Sterberegister 1583 - 1744, Nr. 124
19) Prückners Pfarfteschreibung von Töpen, § 18 (Original im Besitz des Historischen Vereins von Oberfranken, Bayreuth)
20) St. A. Bbg., Rep. A 175, Lade 658, Nt. 999
21) Prückners Pfarrbeschreibung von Töpen, § 19
22) Holle, J.W., Das Fürstentum Bayreuth im dreißigjährigen Kriege, III. Abschnitt (1638- 1648), in: Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken, 4. Bd., 3. Heft, Bayreuth 1850, S. 20
23) Holle, J.W., a.a.O., S. 38/39
24) Holle, J.W., a.a.O., S. 48
25) Holle, J.W., a.a.O., S. 54
26) Pfarrarchiv Töpen, Sterberegister 1583 - 1744, Nr. 129
27) St. A. Bbg., Rep. A 175, Lade 658
28) St. A. Bbg., Standbücher, Ritterlehenbücher der Markgrafen von Brandenburg Nr. 6000ff. von 1650, 1684, 1688, Blatt 224 Prückners Pfarrbeschreibung von Töpen und Isaar, o.J. § 19
29) St. A. Bbg., Standbücher, Ritterlehenbuch der Markgrafen von Brandenburg von 1724, Blatt 293
30) St. A. Bbg., Standbücher, Ritterlehenbuch d. M.v.B. von 1737, Folge 295 f.
31) Prückners Pfarrbeschreibung von Töpen und Isaar, o.J. § 19
32) St. A. Bbg., Rep. A 175, Nr. 311, Fach 643
33) St. A. Bbg., Rep. A 175, Nt. 303, Fach 643
34) St. A. Bbg., Rep. C 13, Nr. 10499 und Nr. 10500
35) St. A. Bbg., Rep. K 220, Nr. 291
36) St. A. Bbg., Rep. K 118, Nr. 1674 b
St. A. Bbg., Hypothekenbuch IV, 5. 89